Wie Dankbarkeit dein Gehirn verändert
Stell dir vor, du lebst mit jemandem zusammen, der dich immer an die schönen Dinge in deinem Leben erinnert. Jemand, der dir morgens zeigt, dass die knusprigen Froot Loops in deinem Müsli gerade wie ein Regenbogen aussehen und welche Vögel du auf dem Weg zur Arbeit zwitschern hören kannst. Wenn du abends im Bett liegst, erinnert er dich daran, dass die Decke warm und schützend über dir liegt und ganz nebenbei sind negative Emotionen wie Neid, Wut oder Angst in seiner Gegenwart wie weggeblasen. [1] [1] Dankmuskel bitte anspannen: www.spiegel.de/Psychologie/Dankbarkeit Tatsächlich wohnt schon so jemand in dir. Oder besser gesagt wohnt SIE schon in dir. Der Name der guten Dame? Dankbarkeit!
Dein Gehirn als Haus
In unserem Gehirn bündeln sich Millionen von Nervenzellen zu verschiedenen Regionen, die für die unterschiedlichsten Dinge zuständig sind: Für das Sprechen, Rollschuhfahren, der Gedanke an Halle Berry [2] [2] Die Halle Berry Zelle: www.welt.de/Eine-Nervenzelle-erkennt-Halle-Berry oder eben Dankbarkeit. Stark vereinfacht kann man sich das Gehirn als Haus mit vielen tausenden Wohnungen vorstellen, in denen kleine Helferlein leben, die sich besonders gut mit ihren jeweiligen Spezialgebieten auskennen.
Damit diese Helferlein sich bei dir wohlfühlen, müssen die Räumlichkeiten genutzt und bewirtschaftet werden. Wer seit Jahren nicht mehr im Kopf gerechnet hat, wird vielleicht schon über 300:15 stolpern. Das Kopfrechnen-Helferlein ist aus seiner vernachlässigten Wohnung ausgezogen und damit nicht bereit, dir sofort zur Seite zu stehen. Ebenso verhält es sich mit der Dankbarkeit. Wofür du dankbar bist, weißt du umso besser, je öfter du dich das fragst. Die Neurowissenschaftler beschreiben das mit einem simplen Spruch: Use it or lose it [3] [3] Denken hilft: www.zeit.de/Hirnforschung - Gebrauche es oder es geht verloren.
Ein ungeübtes Gehirn ist schädlicher für die Gesundheit als ein ungeübter Körper. George Bernard Shaw
Das bewirkt Dankbarkeit
Um zu sehen, wie der regelmäßige Gebrauch von Dankbarkeit das Gehirn verändert, baten Forscher der University of Indiana ihre Probanden drei Wochen lang Dankbarkeit zu praktizieren, indem sie jemandem in einem Brief ihre Dankbarkeit ausdrückten. [4] [4] Kini et al. (2016): The effects of gratitude expression on neural activty
An wen sie schrieben und ob sie den Brief auch wirklich abschicken wollten, durften sie dabei selbst entscheiden. Dass sich die Versuchskaninchen danach wesentlich besser fühlten, wurde bereits in anderen Studien beobachtet. [5] [5] Jackowska et al. (2015): The impact of a brief gratitude intervention on subjective well-being, biology and sleep
Neu ist aber, dass dieser Effekt auch im Hirnscan nachgewiesen werden konnte: Das Schreiben der Briefe erzeugte eine Veränderung der Strukturen im medialen präfrontalen Cortex - eine Region, die mit Dankbarkeit und selbstbezogenen mentalen Aktivitäten assoziiert wird. [6] [6] Fox, Kaplan und Damasio (2015): Neural correlates of gratitude
Das Gehirn wurde sozusagen durch die Dankbarkeit ummodelliert.
Falls dir manchmal nichts einfällt, wofür du dankbar sein könntest, dann haben wir hier ein paar Ideen für dich.
Lass die Dankbarkeit bei dir einziehen
Das demonstriert deutlich: Dankbarkeit ist nicht nur ein Gefühl, das irgendwo herumschwirrt. Sie sitzt in deinem Kopf und verankert sich dort umso mehr, je öfter du dankbar bist. Immer wenn du deine Aufmerksamkeit bewusst auf etwas richtest, für das du dankbar bist, werden die neuronalen Verbindungen in deinem Gehirn gestärkt – etwa so, als würdest du die Heizung im Zimmer hochdrehen und es der Dankbarkeit so richtig gemütlich machen.
Und dann ist es wie beim gut geübten Kopfrechnen: Du musst nicht lange nachdenken, wofür du dankbar bist, es wird mehr und mehr zum automatischen Prozess. Zwei mal Zwei ist Vier und ich bin dankbar für ... !
Suchst du deinen persönlichen Umzugshelfer, um Dankbarkeit bei dir einziehen zu lassen? Dann schau dir doch mal unser 6-Minuten-Tagebuch an :-)
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Dieser Beitrag stammt von Frauke Harlis. Sie liebt das Schreiben genauso wie Psychologie und hat beides studiert. Wenn sie grad nicht tippt oder ihre beiden Nachkömmlinge bespaßt, legt sie sich aufs Deck von ihrem Hausboot und sucht nach Wolkenfiguren.
Quellen:
[1] Dankmuskel bitte anspannen: www.spiegel.de/Psychologie/Dankbarkeit
[2] Die Halle Berry Zelle: www.welt.de/Eine-Nervenzelle-erkennt-Halle-Berry
[3] Denken hilft: www.zeit.de/Hirnforschung
[4] Kini et al. (2016): The effects of gratitude expression on neural activty
[6] Fox, Kaplan und Damasio (2015): Neural correlates of gratitude
5 Kommentare
Als ich das 6-Minuten-Tagebuch kaufte, wusste ich nicht, welchen Schatz ich da erstanden hatte. Ich legte das Buch ab, um es einmal weiterzuschenken. Dann nahm ich es einmal zur Hand und las darin! Sofort wusste ich, dass dieses Buch für mich wichtig ist. Mein Blick auf die Welt, auf mein Leben, auf meine Umgebung hat sich verändert. Ich danke jeden Morgen, dass ich nach einem guten Schlaf einen neuen Tag erleben darf. Ich schätze alles, was ich habe und erleben darf. Das, was ich nicht habe, ist nicht mehr vordringlich – das was ich habe, ist wertvoll geworden. Danke! Danke! Danke!
Schreibe normalerweise nie in die Kommentare, aber jetzt muss ich einfach Mal ein Danke für deine tollen Blog Einträge loslassen.
Habe schon viele Blogs durch, aber du hast echt Talent fürs Schreiben und Erklären :)
Merci, es hat geholfen und hoilft jeden Tag :)(
Dann fang ich direkt mal an und sage DANKE! Danke für den guten und interessanten Beitrag. Da ich seit Januar das 6 Minuten Tagebuch in mein Leben integriert habe, ist die Dankbarkeit sowieso schon ein Teil von mir. Aber der Artikel bringt mich nochmal positiv zum nachdenken.
Danke für den aufschlussreichen Beitrag!
Ich werde versuchen meiner kleinen Dame zu Hause es so angenehm wie möglich zu machen 😊