Achtsame Rituale zum Jahresende: 6 Inspirationen für Dankbarkeit und Neuanfänge

Das Jahr neigt sich schon wieder dem Ende zu. Und irgendwie wohnt den dunklen Tagen – trotz der Sehnsucht nach Sonne und Vitamin D – auch eine gewisse Magie inne. Eine, die erst mal gar nichts mit Weihnachtsstimmung zu tun hat. Viele spüren sie als Zeit des Neuanfangs, nehmen sich gute Vorsätze fürs nächste Jahr vor oder möchten Belastendes hinter sich lassen.

Der Zauber des Neubeginns lässt sich in achtsamen Ritualen noch verstärken. Welche sich für die letzten Wochen des Jahres besonders gut eignen, liest du hier. 

Ritual 1: Altlasten verbrennen

Du willst mit dem Rauchen aufhören? Aufschreiben und abfackeln. Du möchtest im nächsten Jahr weniger Zucker essen? Aufschreiben und abfackeln. Deinen Ex-Freund endlich aus dem Kopf bekommen? Aufschreiben und abfackeln (den Zettel!). Der Brauch, schlechte Gewohnheiten oder Wünsche fürs neue Jahr auf Zettelchen festzuhalten und anschließend zu verbrennen, hat eine lange Tradition und findet sich in unterschiedlichsten Kulturen wieder. Beispielsweise sind die Rauhnächte, die auch in einigen Regionen Deutschlands (meistens) zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Januar abgehalten werden, voll von Ritualen mit Feuer, Rauch und Räucherwerk. Dabei spielen zwar auch Geister- und Dämonenaustreibungen eine Rolle, vor allem bilden sie aber eine mystische Zeit des Übergangs. Sie sind Sinnbild für Neuanfänge und Abschluss des Alten. 

Sogar, wenn du überhaupt nicht spirituell veranlagt bist, kann das Ritual, etwas aufzuschreiben und dann symbolisch zu verbrennen, eine enorm starke Wirkung haben. Durch die Visualisierung verankerst du den Vorsatz viel stärker in deinem Denken, als wenn du ihn nur denkst oder aussprichst. [1] Wenn du zusätzlich noch Räucherwerk wie Harze oder Kräuter mit ins Feuer gibst, verleihst du dem Ganzen sogar noch einen Geruch, der sich im wahrsten Sinne bei dir einbrennt. Das erhöht die Chance, dranzubleiben und durchzuziehen. Such dir einfach eine feuerfeste Schale und lass all das los, was du im neuen Jahr nicht mehr brauchst. 

Ritual 2: Jahresreflektion im 6-Minuten-Tagebuch

Rituale Jahresende, 6 Minuten Tagebuch cremeweiß

 Da du hier gelandet bist, könnte es sein, dass du bereits 6-Minuten-Tagebuch Heavy User bist. Zumindest sind dir Anwendung und Nutzen eines Dankbarkeitstagebuchs vermutlich nicht ganz fremd.  

Kern des praktischen Teils ist die tägliche Reflexion, um das rauszukitzeln, was besonders schön war oder richtig gut lief. Mit den monatlichen Check-ins kannst du dann überprüfen, wie du dich ins Positive veränderst. Wie wär’s jetzt, wenn du am Jahresende noch eine Reflexion einbaust, die das gesamte Jahr retrospektiv betrachtet? Dein ganz persönliches Best-Of sozusagen. Da das 6-Minuten-Tagebuch undatiert ist, findest du keine vorgefertigte Schablone für diese Übung darin. Du kannst dafür aber den Platz für Notizen & Ideen am Ende nutzen. Dankbar auf das gesamte Jahr zurückzublicken kann dir einen regelrechten Boost fürs neue Jahr verleihen. Dein Selbstbewusstsein wird angekurbelt, dadurch dass du dir noch einmal vor Augen hältst, was du alles geschafft und erreicht hast und deine Prioritäten werden sichtbar gemacht. 

Verwende hierfür die folgenden 6 Fragen oder denke dir eigene aus, um das abzubilden, was dir besonders wichtig war. 

  1. Was waren die drei schönsten Momente deines Jahres? 
  2. Welche Erfolge oder Fortschritte haben dich besonders stolz gemacht? 
  3. Welche Herausforderung hast du gemeistert und was hast du daraus gelernt? 
  4. Für welche Menschen oder Beziehungen warst du dieses Jahr besonders dankbar? 
  5. Welche Erfahrungen möchtest du im neuen Jahr wiederholen oder vertiefen? 
  6. Worauf möchtest du in Zukunft noch mehr achten? 

Ritual 3: Putzen

Ritual, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Putzen

Ohnööö! Doch, im Ernst! Putzen, aufräumen, ausmisten, wischen, schrubben! Worte, die man zum Jahresende so gar nicht gebrauchen kann, wenn der Terminkalender ohnehin aus allen Nähten platzt. Du ahnst es aber bestimmt schon: Putzen ist – nicht nur symbolisch – ein kraftvolles Ritual, um das alte Jahr abzuschließen und Platz für Neues zu schaffen. Dieses Gefühl wie neugeboren, wenn du geduscht in frischer Bettwäsche versinkst, kannst du auf dein ganzes Zuhause übertragen. In vielen Kulturen wird das Reinigen und Aufräumen zum Jahresende sogar religiös zelebriert. Ein bekanntes Beispiel ist der japanische Brauch des "Ōsōji", was traditionell Ende Dezember stattfindet. Dabei wird das gesamte Haus gründlich gereinigt, um böse Geister zu vertreiben und das neue Jahr mit einem sauberen, frischen Start zu beginnen. [2] 

Zahlreiche Studien zeigen, dass ein aufgeräumtes Umfeld unsere Psyche positiv beeinflussen kann. [3] Es reduziert Stress und fördert ein Gefühl der Kontrolle und Klarheit. Wenn du deine Umgebung ordnest, ordnest du gleichzeitig auch deine Gedanken und Gefühle. Du kannst das Ritual noch verstärken, indem du dir vorstellst, wie du mit jedem Wisch nicht nur Staubschichten entfernst, sondern auch alte Sorgen und Belastungen. Noch mehr Fakten, warum Putzen und Ausmisten auch der Seele guttun, gibt's in Folge #116 des 6-Minuten-Podcasts.

Ritual 4: Danke sagen! 


Dankbarkeit zu zeigen ist ebenso wichtig für uns wie Dankbarkeit zu empfangen. Beide Herangehensweisen haben positive Effekte auf unser Wohlbefinden und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. [4] Nimm dir ein bisschen Zeit, um den Menschen zu danken, die dich im vergangenen Jahr unterstützt haben. Und zwar wirklich wortwörtlich zu danken, nicht mehr und schon gar nicht weniger. Das können Personen sein, die dich durch eine schwierige Zeit begleitet haben oder einfach jemand, der dich im richtigen Moment zum Lachen gebracht hat. Sag “Danke” in persönlichen Gesprächen, du könntest auch mal wieder handgeschriebene Briefe verschicken (was bestimmt zusätzlich für Verwunderung sorgt, die Dinger sind ja echt selten geworden) oder einfach liebevolle, ehrliche Nachrichten per Smartphone versenden. Dankbarkeit stärkt nachhaltig unsere sozialen Bindungen und macht einfach gute Laune – was gibt’s Schöneres als sozial gefestigt ins neue Jahr zu starten. 

Ritual 5: Metta-Meditation

Metta Meditation, buddhistisches Gebet

Diese besondere Form der Meditation ist auch als “Meditation der liebevollen Güte” bekannt und stammt aus dem Buddhismus. “Metta” bedeutet in etwa "Herzenswärme". Zum Jahresende bietet sie eine wunderbare Gelegenheit für die Neuausrichtung des eigenen Mindsets. Es geht vor allem darum, negative Gefühle und Ängste loszulassen und sich wieder zu öffnen. Das Ziel ist, mit einem offenen Herzen neu zu starten. Das funktioniert mit positiven Affirmationen wie “Möge ich glücklich sein”. Während der Meditation werden auch andere Menschen sowie Wünsche für uns nahestehende Personen mit eingeschlossen. An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass eine solche Meditation auch das Risiko birgt, in toxische Positivität abzurutschen, wenn du sie dazu verwendest, negative Emotionen zu verdrängen, anstatt sie anzuerkennen und zu verarbeiten. Wie im Buddhismus üblich, ist auch hier der tugendhafte Weg der Mitte das Ideal.

Wenn du Metta einmal ausprobieren möchtest, schau gerne das Video von Wanda Badwal. Du bekommst hier eine geführte Meditation, auf die du mit Lockerungsübungen aus dem Yoga perfekt eingestimmt wirst.  

Ritual 6: Ho’oponopono

Bitte was? Ho’oponopono! Als letztes Ritual machen wir wieder einen Abstecher in eine andere Kultur. Denn häufig können wir nicht loslassen, wenn wir anderen noch nicht vergeben haben. Und manchmal sind wir ewig blockiert und tragen negative Emotionen mit uns herum, weil wir auch uns selbst nicht vergeben haben. Ho’oponopono ist ein altes, hawaiianisches Vergebungsritual, das ursprünglich von den Kahunas, den spirituellen Führern Hawaiis, praktiziert wurde. Es diente dazu, Konflikte innerhalb von Familien oder Gemeinschaften zu lösen und Harmonie wiederherzustellen. Ho’oponopono bedeutet übersetzt “etwas in Ordnung bringen” oder “Fehler wieder gut machen”. 

Es gibt eine modernisierte Version, die du auch alleine ausüben kannst. Denke zunächst an eine bestimmte Situation, an ein Problem oder eine Beziehung zu einer Person, die dich belastet. Sprich dann alle vier Teile laut und deutlich immer wieder aus: 

“Es tut mir leid” (als Ausdruck der Reue über das eigene Verhalten) 

“Vergib mir” (Ausdruck des Wunsches nach Vergebung)

“Ich liebe dich” (Liebe für dich selbst und andere) 

“Danke” (Dankbarkeit für die Möglichkeit zur Heilung und Transformation)

Durch regelmäßige Praxis kannst du dein Denken so ausrichten, dass alte Wunden heilen und somit Platz für Neuanfänge schaffen. 

Das Jahresende ist mehr als nur die Zeit, in der ein neuer Kalender fällig wird. Es ist eine Einladung, innezuhalten, Ballast abzuwerfen und uns bewusst zu machen, was passiert ist und wie wir damit umgehen. Rituale zum Jahresende können dir dabei helfen, Vergangenes loszulassen, dankbar auf das Schöne zu blicken und voller Klarheit in ein neues Kapitel zu starten.

 

 

____________________

Dieser Beitrag stammt von Elena Rieder. Sie fand Yoga mal ein bisschen doof. Genau so lange, bis sie es zum ersten Mal selbst ausprobiert hat. Seitdem ist Achtsamkeit ein wichtiger Part in ihrem Leben, der zum Glück auch hervorragend zu der Arbeit beim 6-Minuten Verlag passt.  

 

Quellen: 

[1] PubMed CentralSeokmin Kang, Barbara Tversky (2016): From Hands to Minds: Gestures promote understanding

[2] Japan Living Guide: (2024) Japan's Year-End Cleaning Tradition 

[3] Kärcher Studie (2019): Putzen hilft gegen den Alltagsstress

[4] HeySigmund: Karen Young: The Science of Gratitude 

1 Kommentar

Vielen Dank für die Inspo, besonders die 6 Reflexionsfragen haben es mir angetan – die werden bald beantwortet!

Franka 09 Dezember, 2024

Hinterlasse einen Kommentar

Alle Kommentare werden vor ihrer Veröffentlichung geprüft

👉 Alles, was du sein kannst, ist bereits in dir.
Quote Image

Dominik Spenst, Autor & Gründer des 6-Minuten-Verlags